Dienstag, 7. Juli 2009

Rettich Cup 2009 – „Der selbstgebastelte Sextant“ und „Gibt es dieses Jahr noch mal Wind von Hinten?“

Am ersten Juli Wochenende gehört für uns 8mOD Segler natürlich der Rettich Cup auf der Reichenau zum Programm. Die meisten 8mODs kommen für die Regatten immer vom Untersee zu uns herauf, also ist es für uns eine Freude für diese Regatta auf der Reichenau zu sein. Außerdem ist das Rahmenprogramm vom JSR schon die Reise wert…! Echt wahr!

Die Unternehmung beginnt am Freitag Mittag, wir starten gegen 13.30 Uhr in Langenargen Richtung Konstanz, erst mit Rückenwind, aber dieses Jahr ist es wie verhext, kaum haben wir den Spi gesetzt, dreht der Wind, wir düddeln eine zeitlang rum und ….kreuzen mal wieder… gen Konstanz. Diesmal aber trotz der nahenden Gewitterfront mit angenehmen 6,5kn, ohne mit nur zwei Mann auf der Kante überpowert zu sein.

In Konstanz im KYC treffen wir Frankie und Gudrun und wir legen den Mast, um unter der Brücke passieren zu können. Diesmal lassen wir fast alles angeschlagen, nur der Großbaum kommt weg, der Mastfuß bleibt an Ort und Stelle. Das Blöde dabei ist, dass sich beim Legen des Masts das untere Auge des Niederholerbeschlags nur ganz knapp und mit viel Überredungskunst in die Mastfußhalterung verstauen lässt….wäre die Maststütze am Heck nur 10cm höher….aber die ist halt auf den Trailer abgestimmt.

O.k , alles geht klar, wir fahren unter der Brücke durch und tauchen ein in die uns immer wieder faszinierende „Parallelwelt“ des Untersees.
Wir haben letztes Jahr festgestellt, das wir uns beim Passieren der Brücken in Konstanz in eine Art Parallelwelt begeben…der Lauf der Zeit wird aufgehalten, alles geht langsamer und beschaulicher…die ganze Welt wird schöner, kleiner, langsamer…die Menschen sind netter….es kann sich hierbei nur um eine Zeitverschiebung innerhalb des Universums handeln!!!

Wir stellen den Mast wieder hinter der neuen Brücke und weiter geht`s via Sommerweg den Seerhein runter, links taucht das Schloss von Gottlieben auf, rechts das Ried, vor und über uns die schon verwaschenen Gewitterwolken….aber wir werden noch feststellen, das es ohne Gewitter dieses Wochenende nicht geht. Am Ende des Fahrwassers in Ermatingen kommt sogar noch eine nette Brise auf und wir segeln den ganzen Weg um die Reichenau bis zum Seglerhafen in Herrenbruck. Dort finden wir auf Anhieb einen freien Liegeplatz und lassen uns erst mal häuslich nieder, Frankie und Gudrun im Zelt, Thomas und ich auf der 8ung!

Samstag startet der erste Regattatag mit einer Langstrecke. Ein Pluspunkt am Rettich Cup ist, das man bis zwei Stunden vor dem Start melden kann. Also erstmal ausschlafen, eine Runde schwimmen und dann gegen 10 Uhr zum Frühstück ins Festzelt und zur Anmeldung. Gegen 12 Uhr stößt Xander zu uns, um 13 Uhr ist Steuermannsbesprechung. Am Start sind dieses Jahr 87!! Yachten und Jollen. Da kann sich manche Oberseeregatta ein Stück abschneiden. Pünktlich um 13.58 Uhr der Startschuss.

Wir sind beim Start ziemlich gut dabei und so ca. als 5.Boot an der Luvtonne. Dann haben wir erstens einen Schärenkreuzer in Lee, der uns am Abfallen und Schiften hindert und uns somit immer mehr Richtung Allensbach schiebt und außerdem wird der Wind auf der ganzen Bahn immer weniger. Das reinste Roulette. Zum Schluss haben die 8mODs auf der Reichenauer Seite (Thommy Wörn/“Caipirinha“ und Frank Matt/“Show must go on“) die Nase vorn. Der Wind frischt Dank eines heftigen Gewitters über dem Hegau wieder auf, allerdings um 180° gedreht…juhu, wir kreuzen mal wieder…trotzdem Bahnabkürzung kurz nach dem Seezeichen ….dann wieder der Spi auf der falschen Seite zu setzen….nach allen diesen Widrigkeiten letztendlich 19.Platz von 27. gestarteten Booten (YST1).

Die abendliche Party (diesjähriges Motto: Schweden) setzt mal wieder Maßstäbe…sehr gutes Essen und Trinken zu äußerst moderaten Preisen, das Rahmenprogramm wieder super, besonders die Tanzeinlage der JSR-Mädels in Kooperation mit dem Regattaleiter Stefan Bärthele…außerdem das Stellen des Mitsommernacht(„Narren“)baums und der Tanz der Tagessieger um denselben…hervorzuheben sind auch noch die selbstdesignten Wikingerhelme und teilweise echt schrille 70`Jahre Kostüme…..ich bin versucht, gleich noch meine „Best of ABBA“ CDs rauszusuchen, um die Stimmung noch weiterleben zu lassen.

Jetzt kommt der Auftritt des „Sextanten“: in besagten Mittsommernachtsbaum sind zwei Nägel eingeschlagen. Der Abstand der beiden Nägel ist zu schätzen, wer am nächsten dran ist, „darf“ den Baum mitnehmen. Wir raten uns alle einen weg, aber Xander baut das Gimmick des Tages, dessen Erklärung hier leider den Rahmen sprengt: einen Einfachst-Sextanten. Mit Hilfe dieser Vorrichtung und 13 „Gudrun“längen + 40cm „errechnet“ er einen Nagelabstand von 8.04 m. Die Auflösung erfolgt am nächsten Tag nach der Siegerehrung.
Leider kommt am Sonntag die geplante Viereckwettfahrt mangels jeglichen Winds nicht mehr zu Stande. Irgendwie haben wir dieses Jahr mit den Sonntagswettfahrten kein Glück. Dafür war das Frühstücksbuffett superlecker.

Die Ergebnisse bleiben wie am Vortag. Ergebnisse --> http://www.jollensegler-reichenau.homepage.t-online.de/ . Mit der Siegerehrung erfolgt auch die obligatorische Verteilung der Gemüsekisten. Jeder Teilnehmer bekommt eine Kiste bzw. dieses Jahr eine IKEA Tasche mit Reichenau Gemüse…frisch geerntet mit echter Erde an den Tomaten….ich sag’s ja: Parallelwelt….
Dann bleibt uns noch die Auflösung des MittsommernachtsBaumNagelRätsels: Der Abstand zwischen den Nägeln beträgt 8.23m…..tiefes Luftholen…wir werden doch wohl nicht…..nein, „leider“ doch nicht, jemand hat noch einen Tipp mit 8.05m abgegeben…oder Gott sei Dank, man stelle sich vor, wie wir mit dem Narrenbaum an Bord die Heimfahrt nach Langenargen antreten….

Gegen 15.30 Uhr treten wir die Heimreise an. Erst mal läuft der Außenborder nicht, das lange Rumliegen in der Sonne hat ihm wohl nicht gut getan, dann endlich geht’s los….direkt ins Gewitter….wir werden gut geduscht…und jagen dann das Gewitter nur mit der Genua vor uns her Richtung Konstanz. Wir segeln den ganzen Weg bis Gottlieben in der Fahrwasserrinne entlang, jetzt hat`s endlich mal Wind !!!!! Und auch noch von hinten…..

Vor der Brücke Mast legen, brechen uns bei der Gelegenheit das untere Auge des Niederholerbeschlags ab und tauchen unversehens aus der Parallelwelt wieder in die richtige Welt ein….komisch….die Gemüsekiste ist immer noch da….!..also gibt es dieses Land jenseits der Brücke wirklich…

Wir stellen im KYC den Mast, verabschieden uns von Frankie und Gudrun, und weil, man glaubt es nicht, der Wind wieder gedreht hat, haben wir leicht geschrickt mit 6.5kn einen Anleger direkt nach Langenargen…. Ob ich dieses Jahr wohl noch mal eine Spi-Genußfahrt haben darf..????
Gegen 22 Uhr sind wir zurück in der Ultramarin und suchen verzweifelt jemanden, der uns was zu Essen verkauft.

Wir kommen definitiv nächstes Jahr wieder in die Parallelwelt zum Rettich Cup!